2015 / August September Oktober /
www.miteinander-aktivesleben.de9
miteinander
Aktives Leben im Alter gGmbH
T i t e l t h e m a
Vor allem in den Frühphasen einer dementiellen
Erkrankung und zur wesentlichen Differential-
diagnostik solle man die Leitlinien beherzigen, um
richtige Weichen für die geeigneten Therapien zu
stellen. Schwere depressive Erscheinungen bei-
spielsweise würden im klinischen Bild nicht selten
wie eine dementielle Erkrankung aussehen, forder-
ten aber einen anderenTherapieansatz. Weiterhin
müssten sekundäre Faktoren wie Schlafstörungen,
Schmerzen, medikamentös bedingte Gedächtnis-
störungen, stattgefundene internistische Erkran-
kungen etc. im Vorfeld berücksichtigt werden, um
einer Demenzdiagnostik überhaupt eine Gültig-
keit zusprechen zu können. Bei einer dementiellen
Erkrankung handele es sich nämlich um eine Er-
krankung, die chronisch und fortschreitend und
auch nicht mehr rückbildungsfähig sei.
Konkrete Ratschläge und Tipps
Es gebe eine Reihe von verschiedenen Demenz-
formen, so Hirzmann. Die häufigste Demenzer-
krankung im Alter stelle mit etwa zwei Dritteln
die Alzheimer-Erkrankung dar, davon betroffen
seien heute „geschätzt 1,5 bis 2 Millionen Er-
krankte, mit einer großen Dunkelziffer“.
Häufig Unmut innerhalb von Familien
Seitens der anwesenden Gäste wurde kritisch ver-
merkt, dass viele Ärzte eher zurückhaltend bei der
richtigen Diagnosestellung sind. Fehlende ärztli-
che Unterstützung ginge sogar teilweise so weit,
dass gelegentlich ein Arztwechsel von Seiten der
Angehörigen in Erwägung gezogen wurde. Auch
konkrete Verhaltensstörungen der Erkrankten
wurden von Seiten der Angehörigen berichtet: So
sei es typisch, dass Demenzkranke behaupteten, sie
wären bestohlen worden, wie einige der Angehö-
rigen leidvoll erfahren mussten.
Die Anwesenden bekamen im Laufe des Treffens
zahlreiche weitere interessante Aspekte vermittelt:
So hat Demenz beispielsweise in erster Linie
nichts mit dem Verlust der Intelligenz zu tun.
Wichtig sei demgegenüber, erklärte Hirzmann,
dass Demenzkranke Anpassungsstörungen hätten:
Dadurch, dass vor allem der Ich-bezug im Laufe
einer Alzheimer´schen Erkrankung verloren ginge,
könnten die Betroffenen sich häufig nicht mehr in-
tegrieren, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse
äußern oder Gefühle regulieren. Dies führe in den
familiären Beziehungen und Gefügen nicht selten
zu Missverständnisses und Unmut. „Empathie“, so
Hirzmann, „geht verloren“.
Demenzkranke könnten sich „schlecht auf das Du,
den Partner, den Sohn, die Familie“ einstellen. Dies
gebe innerhalb der Familie erhebliches Konflikt-
potential, auch wegen der Hilflosigkeit und der
Ohnmacht der Angehörigen.