2015 / August September Oktober /
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Angehörigen-Gesprächskreis
S e r v i c e
M O B I P f l e g e - u n d S o z i a l d i e n s t
menschliche Zuneigung ermunterte und gab
Kraft. Dies bestätigt Rolf Fleischmann aus
Grünberg: „Die Gespräche taten mir ebenfalls
gut.“ Er blieb der Gruppe nach dem Tod seiner
Frau vor zweieinhalb Jahren erhalten: „Alleine
einen geliebten Menschen zu pflegen, ohne sich
mit anderen Gleichgesinnten austauschen zu
können, ist fast unmenschlich.“ Und Leicht weiß:
„Pflegebedürftigkeit kann ja in vielfältiger Form
im Verwandten- oder Freundeskreis jederzeit
vorkommen.“
Auch beim Thema der Trauerarbeit betonen die
Teilnehmer den Zusammenhalt der Teilnehmer,
die menschliche Wärme untereinander und die
Vertrautheit, die entsteht, wenn man sich in einer
geschützten Atmosphäre über sensible, existen-
tielle Themen austauscht. Die Trauer beginnt
nicht erst mit dem Tod des geliebten Menschen,
wie Leicht klarstellt: „Die Trauer ist dann da,
wenn jemand krank geworden ist.“
Nicht alleine zu Hause bleiben
Welche Ratschläge und Tipps geben die Profis
in der Angehörigenpflege den Lesern des MIT-
EINANDER für den Pflegefall? „In einer Not-
situation macht man häufig Fehler“, so
Fleischmann. „Daher sollte man nicht alleine zu
Hause sitzen, sondern sich Hilfe suchen.“ Und
Wolfgang Büttner rät zur schnellen Unterstüt-
zung, man solle „sofort in eine Gruppe gehen.
Am besten im Vorfeld, damit man weiß, was auch
auf einen zukommt“. Dies sieht seine Frau ge-
nauso: „Die Erfahrung kann man zuvor selbst ja
gar nicht haben, wenn man nicht konkret davon
betroffen ist.“
Für Leicht ist es ein „hartes Stück Arbeit“, denn
es beginne bereits mit Hindernissen bei der Pfle-
geeinstufung. Ein Gesprächskreis könne wichtige
Hilfestellung geben: „Obwohl bei uns mein
Mann und meine Tochter mitgeholfen haben,
war es doch mental sehr schwer.“ Für Hüwel ist
entscheidend: „Es bleibt alles im geschützten
Raum des Kreises.“ Schmidberger findet es wich-
tig, Ratschläge von anderen anzunehmen, die sich
in der gleichen Situation befunden haben. So
sieht es Halbich ebenfalls, letztlich bedürfe es
aber einer Orientierung, „hier hilft ein Ge-
sprächskreis wie unserer“.
Wut und Hilflosigkeit überwinden
Und wie geht man mit Wut und Hilflosigkeit ge-
genüber den Lieben, die man pflegen muss, um?
Scharmann: „Jeder Angehörige muss für sich er-
kennen, wann man beispielsweise Aggressionen
bekommt und man auch gegenüber dem Pfle-
genden ungerecht wird. Und sollte sich dann
rechtzeitig Beistand suchen.“ Auch Hüwel gibt
zu, dass sie „oft ungeduldig“ war, sie habe „auch
oft aus Verzweiflung und Überforderung ge-
schrien“. Dabei nütze Frust gar nichts.
Schmidberger hatte mit etwas anderem zu kämp-
fen: Ihr Mann wollte sie beschützen und „ver-
heimlichte seine Erkrankung, so lange es ging“.
Und Hüwel ist der Ansicht, dass man nur ge-
meinsam in der Familie solche Situationen be-
wältigen könne, „um den Schaden für die eigene
Seele zu begrenzen“. Für sie und die anderen ist
klar: „Wenn man alleine ist, ist dies fast unmög-
lich.“ Und alle sind sicher: Durch den Ge-
sprächskreis waren und werden sie nie alleine sein
in ihren jeweiligen Pflegesituationen.
Interessierte, die den Angehörigen-Gesprächskreis einmal
kennenlernen möchten, können sich bei Carmen Scharmann
unter der Tel.-Nr. 06401-9109-0 melden und den aktuellen
Termin erfahren. Sie freut sich jederzeit über einen Kontakt.
Schmidberger, Edda Hüwel, Carmen Scharmann und Hildegard Leicht